Eine scharfsinnige Beobachtung der digitalen Kultur und Geschlechterrollen
Der Song “Ausziehen” von SXTN ist ein kraftvoller Kommentar zur modernen digitalen Kultur und den Geschlechterrollen, die diese prägen. Bereits in der ersten Strophe wird der Zuhörer in die Welt des Internets entführt, wo, wie die Band treffend bemerkt, „alle mutig“ werden. Diese Zeile illustriert die Anonymität und die damit einhergehende Enthemmung im Netz. Die Ironie, dass selbst „Hater sich wie Groupies“ verhalten, zeigt, wie die vermeintliche Distanz des Internets Menschen dazu ermutigt, ihre eigenen moralischen Schranken zu überschreiten.
Der Refrain, der wiederholt mit der Aufforderung „Ausziehen, ausziehen!“ endet, stellt eine bittere Kritik an der Oberflächlichkeit und Sexualisierung in der Musikindustrie dar. Diese Worte beschreiben die Erwartungshaltung gegenüber weiblichen Künstlern, sich stets sexualisiert zu präsentieren, um erfolgreich zu sein. SXTN stellt diese sexistische Erwartung in Frage und prangert sie an, indem sie die Widersprüche und Doppelmoral dieser Kultur beleuchten.
Metaphern und eine provokante Wortwahl als stilistische Mittel
SXTN nutzt eine Vielzahl von sprachlichen Mitteln, um ihren Punkt zu verdeutlichen. Eine der zentralen Metaphern im Lied ist das „Ausziehen“, das nicht nur buchstäblich, sondern auch symbolisch für die Entblößung der wahren Natur der Gesellschaft steht. Der provokante Sprachstil der Band ist bewusst gewählt, um Aufmerksamkeit zu erregen und eine starke emotionale Reaktion hervorzurufen. Sie beschreiben die Absurdität des modernen Lebens und der Medienlandschaft mit prägnanten und oft satirischen Zeilen.
Ein besonders bemerkenswertes sprachliches Element ist der Einsatz von Antithesen, wie in der Aussage „Du rappst wie ein Player, doch du bist es nicht“, die die Diskrepanz zwischen Schein und Sein aufzeigt. Diese stilistische Wahl unterstreicht die Kluft zwischen den Erwartungen an Frauen und die Realität, die viele Künstlerinnen erleben.
Emotionale Resonanz und unterschwellige Botschaften
Das Lied ruft eine breite Palette an Emotionen hervor, von Empörung über die Ungerechtigkeiten, die Frauen in der Musikindustrie begegnen, bis hin zu einer Form von trotzigem Stolz. Die Band vermittelt das Gefühl, dass sie sich nicht dem Druck beugen werden, sich anzupassen, sondern stolz ihre Haltung bewahren. Die provokante Art und Weise, wie sie gesellschaftliche Normen hinterfragen, kann als ermächtigend und befreiend wahrgenommen werden.
Auf einer tieferen Ebene könnte das Lied auch eine Einladung sein, die eigenen Werte und Vorurteile zu hinterfragen. SXTN nutzt ihre Plattform, um eine Diskussion über Geschlechterrollen und die Behandlung von Frauen in der Öffentlichkeit anzustoßen, und fordert ihre Zuhörer auf, sich bewusst mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
Struktur und künstlerischer Ausdruck
Die Struktur des Liedes trägt wesentlich zur Wirksamkeit der Botschaft bei. Der Refrain, der als eine Art Mantra wiederholt wird, verankert die zentrale Kritik des Liedes und verstärkt die Ironie und den Sarkasmus, mit dem SXTN das Thema angehen. Diese Wiederholung ist nicht nur einprägsam, sondern dient auch dazu, die Zuhörer zu involvieren und zum Nachdenken anzuregen.
Die Wahl der Sprache, roh und direkt, ist ein bewusster Akt des Widerstands gegen die oft verklärte und euphemistische Darstellung von Frauen in der Musikindustrie. Indem sie diese rohe Sprache verwenden, schaffen SXTN ein authentisches und unverfälschtes Bild ihrer Realität und geben der Wut und Frustration, die viele Frauen empfinden, eine Stimme.
Gesellschaftliche Relevanz und persönliche Gedanken
Insgesamt ist “Ausziehen” mehr als nur ein Song; es ist ein kultureller Kommentar und ein Aufruf zum Handeln. Die Band SXTN nutzt ihre Musik, um auf Missstände hinzuweisen und gleichzeitig die Resilienz und Stärke von Frauen zu feiern. Ihre Arbeit stellt eine Herausforderung dar, nicht nur an die Musikindustrie, sondern an die Gesellschaft als Ganzes, Geschlechterrollen und die Behandlung von Frauen zu überdenken.
Persönlich finde ich, dass der Song auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie Kunst als Mittel zur sozialen Kritik dienen kann. In einer Welt, die oft von Oberflächlichkeit und Kurzlebigkeit geprägt ist, stellt SXTN sicher, dass ihre Botschaft nicht ignoriert werden kann. Sie erinnern uns daran, dass wahre Veränderung nur dann möglich ist, wenn wir den Mut haben, die Wahrheit auszusprechen und die bestehende Ordnung in Frage zu stellen.
Liedtext
Im Internet werden alle mutig
Klicken sich die Hände blutig
Sogar meine Hater benehmen sich wie Groupies
Sie leaken Handy, denn sie wollen meine Nude-Pics
Drücken „Mute“ um sich Interviews reinzuziehen
Liken Instagram-Bilder mit ihrem steifen Glied
Sie fragen: „Ey, bist du single?“
Ich so: „Nein, eher Album“
Ich habe keinen Halt, doch ich habe eine Haltung
Sie weichen mir aus auf ‘ne eklige Weise
Und reden am Leben vorbei
Die Fragen ergeben ‘nen ewigen Kreis
„Wie ist es als Weiber in dieser Szene zu sein?“
Rapper wollen mir erklären was Business is’
Doch verkaufen ihre Schwester für ‘n bisschen Klicks
Du rappst wie ein Player, doch du bist es nicht
Denn wenn du kommst und sie nicht, hat sie dich gefickt
Zeig’ ma’ bisschen Haut und zieh’ dich aus
Stell’ dich nich’ so an, denn ich bin hier der Mann
Wackel’ mit dem Arsch auf der Bühne
Mach’ ihn hart, gib dir Mühe
Ich will Spaß, also weg mit dem BH
Und alle: „Ausziehen, ausziehen!“
Und alle schreien: „Ausziehen, ausziehen!“
Und immer wieder: „Ausziehen, ausziehen!“
Alle werden bei der Show ohnmächtig: „Ausziehen, ausziehen!“
Denn diese Welt ist oberflächlich
Du bist depressiv, alles in deinem Leben läuft schief
Du kannst nur haten, aber trotzdem wird’s dein Lieblingslied
Ollen machen Slut-Shame, ich seh’ doch wie sie abgehen
Typen unter achtzehn wollen uns gerne nackt sehen
Wir wären Mannsweiber, Mittelfinger für die Neider
Ich wink’ dir aus dem Maybach, wenn mein Auto vor dir einparkt
Sag mir wer hat die Szene gefickt? (woo-woo)
Und dabei habt ihr eine Träne verdrückt
Du wirst nie was besseres kriegen
SXTN – das beste Team
Zeig’ ma’ bisschen Haut und zieh’ dich aus
Stell’ dich nich’ so an, denn ich bin hier der Mann
Wackel’ mit dem Arsch auf der Bühne
Mach’ ihn hart, gib dir Mühe
Ich will Spaß, also weg mit dem BH
Und alle: „Ausziehen, ausziehen!“
Und alle schreien: „Ausziehen, ausziehen!“
Und immer wieder: „Ausziehen, ausziehen!“
Alle werden bei der Show ohnmächtig: „Ausziehen, ausziehen!“
Denn diese Welt ist oberflächlich
(„Ausziehen, ausziehen!“)
(„Ausziehen, ausziehen!“)
(„Ausziehen, ausziehen!“)
(„Ausziehen, ausziehen!“)
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