Analyse des Liedes „Das Würfelspiel“ von Juliane Werding

Einleitung

Juliane Werdings „Das Würfelspiel“ aus dem Jahr 1985 ist ein tiefgründiges Lied, das mit einem Pop-Rock-Einfluss die Zuhörer in eine nachdenkliche, fast schon mystische Geschichte zieht. Der Song schildert eine Begegnung, die durch ein einfaches Würfelspiel zu einer bedeutungsschweren Reflexion über Schicksal und Zufall wird. Mit einer eindringlichen Melodie und melancholischem Text behandelt der Song Themen wie Vorherbestimmung, Zufall und die Unausweichlichkeit des Schicksals.

Erste Strophe

In der ersten Strophe beschreibt die Sängerin eine alltägliche Situation: „Mein Zug nach Haus / Ging erst um neun“. Bereits hier wird eine Spannung aufgebaut, indem der Protagonist und ein alter Mann aufeinander treffen. Beide teilen dasselbe Ziel und der alte Mann lädt zu einem „Würfelspiel“ ein. Diese scheinbar harmlose Einladung ist jedoch der Beginn einer metaphorischen Reise. Der Wartesaal, eine Übergangsstation, spiegelt die Ungewissheit wider, die das Leben selbst oft mit sich bringt.

Zweite Strophe

In der zweiten Strophe lehnt die Erzählerin das Angebot zuerst ab: „Ich sagte ihm: ‚ich spiele nie‘“. Trotz der anfänglichen Ablehnung des Spiels deutet das Bild des Schnees und der schreienden Züge eine dramatische Wendung an. Der alte Mann betont: „Es geht um viel / Es geht um dich in diesem Würfelspiel“. Hier wird der metaphorische Charakter des Spiels deutlich, es steht sinnbildlich für die Entscheidungen und die Ungewissheit des Lebens. Der Hinweis darauf, dass das Spiel die Protagonistin selbst betrifft, erhöht die Spannung und den mysteriösen Charakter des Liedes.

Dritte Strophe

Die dritte Strophe beschreibt den Verlauf des Würfelspiels, bei dem der Protagonist stets verliert: „Was ich auch warf / Er hatte mehr“. Die wiederkehrende „dreimal sechs“ könnte auf den Versuch hinweisen, das eigene Schicksal zu kontrollieren, während der alte Mann immer gewinnt. In einem tranceartigen Zustand verpasst die Erzählerin den „Zug nach Haus“, was als Metapher für verpasste Gelegenheiten oder Abwege im Leben interpretiert werden kann. Das Spiel wird hier zu einem unentrinnbaren Strudel, der die Zeit und den Raum beherrscht.

Vierte Strophe

Die vierte Strophe bringt eine dramatische Wendung: „Dann gab’s Alarm / Signal auf Rot / Der Zug entgleist / Zehn Menschen tot“. Der dramatische Vorfall offenbart die Unberechenbarkeit des Lebens und die Bedeutung des Spiels. Das Verschwinden des alten Mannes und das Zurückbleiben mit dem Würfelspiel in der Hand symbolisieren die Erkenntnis über das eigene Schicksal. „Ich verstand, warum der Würfel fiel“ deutet darauf hin, dass alles seinen Grund hat, und dass das Schicksal unausweichlich ist.

Themen und Stilmittel

Ein zentrales Thema des Liedes ist die Frage des Schicksals versus Zufall, verdeutlicht durch die wiederkehrende Zeile „Niemand ahnt es, wie der Würfel fällt / Doch nichts geschieht durch Zufall auf der Welt“. Diese Ambivalenz zwischen Vorhersehbarem und Unkontrollierbarem zieht sich durch das gesamte Lied. Der Ton des Liedes bleibt durchweg melancholisch und mystisch, was durch die Wiederholung von Motiven wie dem Würfelspiel und der entgleisten Bahn verstärkt wird. Der Wechsel zwischen konkreten Ereignissen und metaphorischen Bildern schafft eine dichte, nachdenkliche Atmosphäre.

Schlussfolgerung

„Das Würfelspiel“ baut auf die Frage nach der Steuerbarkeit des eigenen Lebens hin. Juliane Werding schafft es, durch den lyrischen Aufbau und die musikalische Untermalung eine dichte, mystische Erzählung zu kreieren, die den Hörer zum Nachdenken über die eigene Existenz anregt. Das Lied endet mit einer ernüchternden Einsicht in die Mechanismen des Schicksals, und die Protagonistin bleibt mit der schicksalhaften Erkenntnis allein zurück. Der Song bleibt dadurch zeitlos relevant und bietet Raum für vielfältige Interpretationen, was ihn zu einem eindrucksvollen Werk der Pop-Rock-Geschichte macht.

Liedtext

Mein Zug nach Haus
Ging erst um neun
Im Wartesaal
Saß ganz allein
Ein alter Mann mit gleichem Ziel
Er lud mich ein zu einem Würfelspiel
Lud mich ein zu einem Würfelspiel

Ich sagte ihm: „ich spiele nie“
Draußen fiel Schnee
Ein D-Zug schrie
Da sagte er
Es geht um viel
Es geht um dich in diesem Würfelspiel
Geht um dich in diesem Würfelspiel

Niemand ahnt es, wie der Würfel fällt
Doch nichts geschieht durch Zufall auf der Welt

Was ich auch warf
Er hatte mehr
Ich dreimal sechs
Und neunzehn er
War wie im Trance
Vom Spiel erfasst
Und hab dabei den Zug nach Haus verpasst
Hab beim Spiel den Zug nach Haus verpasst

Niemand ahnt es, wie der Würfel fällt
Doch nichts geschieht durch Zufall auf der Welt

Dann gab’s Alarm
Signal auf Rot
Der Zug entgleist
Zehn Menschen tot
Der Mann war fort
Der Schleier fiel
In meiner Hand hielt ich das Würfelspiel
In der Hand hielt ich das Würfelspiel
Ich verstand, warum der Würfel fiel
Ich verstand, warum der Würfel fiel

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