Der Traum vom Königtum
Im Lied „König von Deutschland“ von Rio Reiser wird der Hörer in eine Welt der Fantasien und Tagträume entführt, in der der Protagonist seinen gewöhnlichen Alltag verlässt und sich in die Rolle eines Königs versetzt. In jeder Strophe des Liedes entfaltet sich eine neue Facette dieser Wunschvorstellung, angefangen mit der anfänglichen Vorstellung um „halb eins, wenn das Fernseh’n rauscht“. Hier wird die alltägliche Monotonie des Protagonisten greifbar. Er träumt davon, nicht nur ein anderer Mensch zu sein, sondern gleich ein mächtiger Herrscher. Dieser Wechsel der Identität wird durch humorvolle und surreale Vorstellungen ausgedrückt, wie zum Beispiel “Ronny mal wie Waldi in die Waden beißen”, was die Absurdität und gleichzeitig die Leichtigkeit der Fantasien unterstreicht.
Humorvolle Sprachbilder und Ironie
Rio Reiser nutzt eine Vielzahl von sprachlichen und poetischen Mitteln, um die humorvolle und satirische Natur des Liedes zu unterstreichen. Das Reimschema ist einfach und eingängig, wodurch der Text eine leichte, fast kindliche Melodie erhält, die der Schwere des Themas entgegenwirkt. Metaphern und Vergleiche sind im Überfluss vorhanden, zum Beispiel wenn er sagt, „Ich wär’ chicer als der Schmidt und dicker als der Strauß“. Hier werden bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit in den Kontext seiner Träumereien gebracht, was eine humorvolle Kritik an der Politik und der Gesellschaft darstellt. Der Text ist durchsetzt mit Ironie, besonders wenn Reiser sich vorstellt, dass bei der Bundeswehr „nur noch Hitparaden“ gespielt würden, was die Absurdität einer solchen Machtposition betont.
Ein Spiegel gesellschaftlicher Wünsche
Der Text ruft eine Vielzahl von Emotionen hervor, hauptsächlich durch seinen humorvollen und zugleich nachdenklichen Ton. Die Vorstellung, König zu sein, ist eine Metapher für den Wunsch nach Freiheit und Macht, nach der Möglichkeit, die Welt nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Diese Gedanken sind universell und berühren den Wunsch, den viele Menschen teilen: einmal aus dem Alltag auszubrechen und ungebunden alle Wünsche zu erfüllen. Der Song spiegelt auch eine gewisse Frustration mit der Politik und Gesellschaft wider, besonders durch die Nennung von „Kohl“ und die Vorstellung, was er anders machen würde. Es ist, als ob Rio Reiser die Wünsche und Hoffnungen der Gesellschaft in einer humorvollen und unterhaltsamen Art und Weise zum Ausdruck bringt.
Struktur und Stil
Die Struktur des Liedes unterstützt die Botschaft perfekt. Durch die wiederkehrenden Refrains „Das alles, und noch viel mehr“ wird der Zuhörer immer wieder in die Hauptfantasie zurückgeführt, wodurch eine Art Mantra entsteht, das die Sehnsüchte und den Träumereien eine stärkere Präsenz verleiht. Die Strophen beschreiben verschiedene Aspekte des Königtums, was zu einem abgerundeten Bild dieser idealisierten Welt beiträgt. Die Sprachwahl ist bewusst einfach gehalten, was dem Lied eine größere Zugänglichkeit und Allgemeingültigkeit verleiht. Gleichzeitig ermöglichen es die eingängigen Melodien und die leichte Sprache, dass das Lied auch nach Jahrzehnten noch aktuell und ansprechend wirkt.
Reflexion und Verbindung zur Realität
Der Song „König von Deutschland“ lädt dazu ein, über die eigenen Träume und die Vorstellung von Macht und Freiheit nachzudenken. Persönlich erinnert er mich daran, wie wichtig es ist, sich manchmal von der Realität zu lösen und die Freiheit des Denkens zu genießen, ohne dabei den Bezug zur Realität zu verlieren. Das Lied ist nicht nur ein Ausdruck von Individualität und Fantasie, sondern auch eine subtile Kritik an der Gesellschaft und ihren Strukturen. Durch seine satirische Natur bleibt es relevant und bietet sowohl Unterhaltung als auch einen Anstoß zur Reflexion über Macht und Freiheit. Rio Reiser gelingt es meisterhaft, die Balance zwischen Unterhaltung und gesellschaftlicher Kritik zu finden, was dem Song eine zeitlose Qualität verleiht, die auch heute noch ansprechend und bedeutungsvoll ist.
Liedtext
Jede Nacht um halb eins, wenn das Fernseh’n rauscht
Leg’ ich mich aufs Bett und mal mir aus
Wie es wäre, wenn ich nicht der wäre, der ich bin
Sondern Kanzler, Kaiser, König oder Königin
Ich denk mir, was der Kohl da kann, das kann ich auch
Ich würd’ Vivaldi hör’n tagein tagaus
Ich käm’ viel rum, würd’ nach USA reisen
Ronny mal wie Waldi in die Waden beißen
Das alles, und noch viel mehr
Würd’ ich machen, wenn ich König von Deutschland wär’
Oh, das alles, und noch viel mehr
Würd’ ich machen, wenn ich König von Deutschland wär’
Ich würd’ die Krone täglich wechseln, würde zweimal baden
Würd’ die Lottozahlen eine Woche vorher sagen
Bei der Bundeswehr gäb’ es nur noch Hitparaden
Ich würd’ jeden Tag im Jahr Geburtstag haben
Im Fernsehen gäb’ es nur noch ein Programm
Robert Lembke vierundzwanzig Stunden lang
Ich hätte zweihundert Schlösser und wär’ nie mehr pleite
Ich wär’ Rio der Erste, Sissi die Zweite
Das alles, und noch viel mehr
Würd’ ich machen, wenn ich König von Deutschland wär’
Oh, das alles, und noch viel mehr
Würd’ ich machen, wenn ich König von Deutschland wär’
Die Socken und die Autos dürften nicht mehr stinken
Ich würd’ jeden Morgen erst mal ein Glas Schampus trinken
Ich wär’ chicer als der Schmidt und dicker als der Strauß
Und meine Platten kämen ganz groß raus
Reinhard Mey wäre des Königs Barde
Paola und Kurt Felix wären Schweizer Garde
Vorher würd’ ich gern wissen, ob sie Spaß verstehen
Sie müssten achtundvierzig Stunden ihre Show ansehen
Oh, das alles, und noch viel mehr
Würd’ ich machen, wenn ich König von Deutschland wär’
Das alles, und noch viel mehr
Würd’ ich machen, wenn ich König von Deutschland wär’
Das alles, und noch viel mehr
Würd’ ich machen, wenn ich König von Deutschland wär’
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