Ein Blick auf den Inhalt
Das Lied “Astronaut” von Sido, erschienen im Jahr 2015, behandelt die Themen Entfremdung, Sehnsucht nach Freiheit und die Suche nach einem höheren Sinn im Leben. Der Protagonist fühlt sich auf der Erde eingeengt und möchte “abheben”, um die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Der metaphorische Vergleich mit einem Astronauten unterstreicht das Gefühl der Isolation und gleichzeitig die Möglichkeit, Distanz zu gewinnen und Klarheit zu finden. Im Refrain wird die Diskrepanz zwischen dem blassen, grauen Alltag und dem Wunsch nach einer farbigeren, lebendigeren Erfahrung verdeutlicht.
Strophe für Strophe: Eine tiefere Betrachtung
In der ersten Strophe beschreibt der Sänger das Gefühl der Lähmung und Unzufriedenheit, das ihn auf der Erde festhält. Die Metaphern “Schnauze voll” und “Köpfe sind leer” zeigen eine allgemeine Frustration und innere Leere auf. Der Verweis auf “einem Becher voll Wein” deutet auf den Versuch hin, Probleme zu betäuben, ohne wirklich eine Lösung zu finden. Eine spürbare Veränderung in der Wortwahl erfolgt, als der Sänger beschreibt, dass man “morgen schon vergessen” hat, wer man “gestern noch” war. Hier zeigt sich eine flüchtige Lebenseinstellung, die durch materialistische und oberflächliche Werte geprägt ist.
Der Refrain hebt sich durch seine bildliche Sprache ab und bringt das Hauptthema des Liedes auf den Punkt: das Abheben und die Befreiung von den Zwängen des Alltags. Der Kontrast zwischen “blass und grau” und der Perspektive eines Astronauten vermittelt ein Gefühl von Aufbruch und Hoffnung. Hier wird der Eindruck von Freiheit und Entfaltung spürbar.
In der zweiten Strophe wird die Diskrepanz zwischen der Ruhe “hier oben” und dem Chaos “da unten” beschrieben. Der Sänger reflektiert über den Zustand der Welt und die Abwesenheit von Menschlichkeit trotz der technologischen Fortschritte. Besonders bemerkenswert ist der Hinweis auf die fehlende Bedeutung von “Grenzen und die Farbe der Haut” aus der Entfernung. Dies unterstreicht die Relativität menschlicher Konflikte und Vorurteile.
Im letzten Abschnitt wird eine philosophische Wendung vollzogen, die den Sinn des Lebens hinterfragt. Die Zeilen “Sind wir nicht eigentlich am Leben, um zu lieben, um zu sein?” führen zu einer existenziellen Erkenntnis. Der Wunsch, in der friedlichen Isolation zu verbleiben, wird von der Akzeptanz der eigenen Vergänglichkeit begleitet. Der Protagonist erkennt sich als “Wimpernschlag” im unendlichen Fluss der Zeit, was ein Gefühl der Demut vermittelt.
Emotionen und Bedeutungsebenen des Liedes
Das Lied “Astronaut” erzeugt eine Reihe von Emotionen, von Melancholie über Sehnsucht bis hin zur Erkenntnis. Die ständige Gegenüberstellung von Enge und Weite, von Alltag und Freiheit, schafft eine nachdenkliche und zugleich ermutigende Atmosphäre. Die Metaphern und Bilder sind prägnant gewählt und erlauben verschiedene Interpretationen. Der Refrain verleiht dem Ganzen eine universelle Botschaft: die Suche nach Klarheit und Sinn im eigenen Leben. Besonders eindrucksvoll ist der Gedanke, dass aus der Distanz vieles an Bedeutung verliert und eine neue Perspektive zu gewinnen ist. Das Spiel mit der Metapher des Astronauten verleiht dem Text eine poetische Tiefe, die den Hörer zum Nachdenken anregt und zum Überdenken des eigenen Lebens ermutigt.
Liedtext
Ich heb’ ab
Nichts hält mich am Boden
Alles blass und grau
Bin zu lange nicht geflogen
Wie ein Astronaut
Wir laufen rum mit der Schnauze voll, die Köpfe sind leer
Sitzen im Dreck bis zum Hals, haben Löcher im Herz
Ertränken Sorgen und Probleme in ‘nem Becher voll Wein
Mit einem Lächeln aus Stein, uns fällt nichts Besseres ein
Wir haben morgen schon vergessen, wer wir gestern noch waren
Haben uns alle vollgefressen, und vergessen zu zahlen
Lassen alles stehen und liegen für mehr Asche und Staub
Wir wollen alle, dass es passt, doch wir passen nicht auf
Die Stimme der Vernunft ist längst verstummt, wir hören sie nicht mehr
Denn manchmal haben wir das Gefühl, wir gehören hier nicht her
Es gibt kein Vor und kein Zurück mehr, nur noch unten und oben
Einer von Hundert Millionen, ein kleiner Punkt über’m Boden, ich heb’ ab
Ich heb’ ab
Nichts hält mich am Boden
Alles blass und grau
Bin zu lange nicht geflogen
Wie ein Astronaut
Ich seh’ die Welt von oben
Der Rest verblasst im Grau
Ich hab’ Zeit und Raum verloren hier oben
Wie ein Astronaut
Im Dunkel der Nacht
Hier oben ist alles so friedlich, doch da unten geht’s ab
Wir alle tragen dazu bei, doch brechen unter der Last
Wir hoffen auf Gott, doch haben das Wunder verpasst
Wir bauen immer höher, bis es ins Unendliche geht
Fast acht Milliarden Menschen, doch die Menschlichkeit fehlt
Von hier oben macht das alles plötzlich gar nichts mehr aus
Von hier sieht man keine Grenzen und die Farbe der Haut
Dieser ganze Lärm um Nichts verstummt, ich hör’ euch nicht mehr
Langsam hab’ ich das Gefühl, ich gehöre hier her
Es gibt kein Vor und kein Zurück mehr, nur noch unten und oben
Einer von Hundert Millionen, ein kleiner Punkt über’m Boden
Ich heb’ ab
Nichts hält mich am Boden
Alles blass und grau
Bin zu lange nicht geflogen
Wie ein Astronaut (oh)
Ich seh’ die Welt von oben
Der Rest verblasst im Grau (yeah)
Ich hab’ Zeit und Raum verloren hier oben
Wie ein Astronaut
(Oh)
Wie ein Astronaut
(Oh)
Und beim Anblick dieser Schönheit
Fällt mir alles wieder ein
Sind wir nicht eigentlich am Leben
Um zu lieben, um zu sein?
Hier würd’ ich gern’, für immer bleiben
Doch ich bin ein Wimpernschlag
Der nach fünf Milliarden Jahren
Nicht viel mehr zu sein vermag
Ich heb’ ab (oh)
Nichts hält mich am Boden (ah)
Alles blass und grau (yeah)
Bin zu lange nicht geflogen
Wie ein Astronaut (oh)
Ich seh’ die Welt von oben (ah)
Der Rest verblasst im Grau (im Grau)
Ich hab’ Zeit und Raum verloren hier oben
Wie ein Astronaut
(Oh, oh, oh-oh-oh) (yeah)
Wie ein Astronaut (oh ah)
(Oh, oh, oh-oh-oh)
Wie ein Astronaut
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